Knapp 20 Minuten vor dem Start rief Sandra Kubus, die Zaubi im Junioren-Cup am 21. Juni 2008 in Avenches hätte reiten sollen, an: "Ich kann nicht reiten!" So eine Spassvogel-Dame schoss es mir durch den Kopf. Sandra hat ja immer mal wieder einen Spass auf Lager. Doch diesmal ist es wirklich ernst.
Die Rennleitung berief sich auf das Reglement, in welchem für den Junioren-Cup zwingend ein bestandener Fitnesstest für die Reiter verlangt wird. So weit, so richtig.
Das wussten wir ja auch. Genau deshalb hatte Sandra Kubus, die den besagten Test im Frühling verletzungshalber nicht hatte absolvieren können, im Mai mit Christian von Ballmoos (Vizepräsident des Schweizer Rennreiter-Verbandes, verantwortlich für das Ressort Nachwuchsförderung) Kontakt aufgenommen. Der ehemalige Rennreiter organisiert jeweils die Fitness-Tests im Frühling. "Ich habe sie an Sarah Leutwiler verwiesen, welche für den Test im Sommer im Rahmen der Lizenzprüfungen im August durchführt."
Es gibt auch die Möglichkeit einen solchen Fitness-Test auf eigene Kosten zu absolvieren, wozu Sandra Kubus gerne bereit gewesen wäre. Sarah Leutwiler, im Vorstand Galopp Schweiz mit dem Ressort "Belange der Aktiven, Reiter/innen" betraut, hat dann bei ihrem Vorstandskollegen Otto Frei (verantworltich für das Lizenzwesen, Präsident der Lizenzkommmission) nachgefragt, was zu tun sei.
Von Otto Frei, den wir leider telefonisch seither nicht erreichen konnten (Aussage wird nachgeliefert), kam dann das O.K., dass Sandra trotz fehlendem Test im Junioren-Cup reiten dürfe. "Sie bekam eine Ausnahmebewilligung für die Rennen im Sommer, mit der Auflage den Test im August zu machen", erklärte Sarah Leutwiler.
"Das Aufgebot für den Test am 16. August habe ich bereits. Das O.K. für den Ritt für diesen Junioren-Cup im Juni bekam ich schon Ende Mai/Anfang Juni. Damit war für mich alles klar", so Sandra Kubus, welche die Welt nicht mehr verstand, als die Rennleitung sie nicht reiten lassen wollte.
Aus Reiter(innen)-Kreisen war die Rennleitung kurzfristig informiert worden, dass Sandra Kubus den Fitness-Test nicht absolviert habe und deshalb nicht reitberechtigt sei. Soviel zum Thema Fairness und Kollegialität in der Szene...
Dass die Rennleitung, die von offizieller Stelle von Galopp Schweiz nicht über die Sondergenehmigung für Kubus informiert worden war, sich auf das Reglement stützt, ist völlig nachvollziehbar. Rennleitungs-Präsident Thomas Peter war zudem sehr kulant, hat die Waage offen gelassen und den Start verzögert, damit Zaubi trotzdem laufen konnte.
Was wir nicht verstehen: Bei Galopp Schweiz weiss offenbar manchmal die Rechte nicht, was die Linke tut. Die Informationsflüsse haben offensichtlich gerade in diesem Fall (wo nichts kurzfristig, sondern Wochen vor dem "Ernstfall", dem Rennen in Avenches, aufgegleist worden war) nicht funktioniert und/oder es wurden Kompetenzen überschritten.
Zweiter Punkt: Schon mehrmals wurde diskutiert, dass das Sekretariat von Galopp Schweiz von Amtes wegen Start- und Reitberechtigungen sowie Gewichtsberechnungen von der Starterangabe bis zum Rennen überprüfen soll. Wie zum Beispiel in Frankreich, wo die zu tragenden Gewichte von France Galop nachgerechnet und gegebenenfalls angepasst werden. Klar hat das Sekretariat in Avenches so schon viel zu tun. Wie das organisiert werden könnte und ob das realistisch ist (allenfalls könnte auch jemand unabhängig extern einen solchen Job übernehmen), wissen wir nicht. Aber so hätte auch der Fall "Westlander/Atlantic Dancer" vermieden werden können.